Projekt oder nicht? Ein Erklärungsversuch

Was ist die genaue Definition von Projekten und wann spricht man eigentlich von einem Projekt? Gibt es besondere Merkmale, die Projekte aufweisen? Meine Auseinandersetzung mit der Definition und Merkmalen von Projekten soll die Begrifflichkeit «Projekt» kontextualisieren und eine einheitliche Definition und Grundlage schaffen für die weiteren Posts.

Projekte werden als komplexe Aufgaben, welche sich klar von Routinearbeiten unterscheiden, bezeichnet. Die Fachliteratur beschreibt unterschiedliche Merkmale, welche Projekte per Definition aufweisen müssen. Einigkeit herrscht in den Grundzügen, welche Kernpunkte in einem Projekt elementar sind:
Einmaligkeit mit Anfang und Ende
• Inhaltliche Komplexität
• Interdisziplinarität durch das Einbinden verschiedener Disziplinen
Mitwirkung mehrere Personen
(Drees, Lang, & Schöps, 2014, S. 7; Scheuring, 2002, S. 23f.).
Scheuring greift zudem noch das Merkmal auf, das die inhaltlichen, terminlichen sowie wirtschaftlichen Ziele einer Projektarbeit definiert werden müssen. Er beschreibt zudem, dass die Trennschärfe, was als Projekt definiert werden kann und was nicht, ungenau ist. So können verschiedene Aufträge und Arbeiten gewisse Merkmale von Projektearbeiten aufweisen, jedoch fallen diese nicht unter Projekte. Hervorzuheben sei die Einmaligkeit sowie die Innovation des Vorhabens. Mit einem Projekt soll etwas Neues, noch nie dagewesenes erschaffen werden. «Der Weg ist nicht vorgezeichnet, er muss erarbeitet werden. Auch wo in grossen Teilen auf Bekanntes zurückgegriffen werden kann, wir das Projekt nie eine exakte Kopie eines früheren sein […]» (Scheuring, 2002, S. 24). Neben den vier Kernpunkten von Projekten lassen sich fünf verschiedene Charakteristiken, in Anlehnung an Drees, Lang, & Schöps, 2014, S. 32ff.; Wottreng, 2007, S. 116, benennen. Diese beschreiben das Wirken und Tun der Arbeitsweise, also das Projektarbeiten folgendermassen:

1. Interdisziplinarität und Situationsbezug
Projekte stützen sich auf verschiedene Disziplinen und wissenschaftlichen Systematiken. So braucht es beispielsweise für den Bau eines Tunnels, Statiker, Geologen, Techniker, Maschinenführer, Elektroniker (…). Ein Projekt bringt Theorie und Praxis sowie Denken und Handeln zusammen.
2. Förderung Sozial-, Methoden-, und Fachkompetenz
Die Handlungskompetenzen stehen bei Projektarbeiten im Vordergrund. Soziale Aspekte wie Konfliktbewältigung, Arbeitsmotivation oder Kommunikationsfähigkeiten zeichnen Projektarbeiten genauso aus wie verschiedene Arbeitstechniken, Zeitmanagement oder Ideenmanagement.
3. Förderung Interessen der Beteiligten
Projekte sollen die Neugier und das Interesse der Beteiligten fördern. Dabei spielt die gemeinsame Lösungssuche, sowie die Diskussion um Projektinhalte eine wichtige Rolle.
4. Selbstorganisation und Selbstverantwortung
Die Beteiligten tragen einen wesentlichen Bestandteil zum Gelingen oder Scheitern eines Projektes bei. Eine aktive Auseinandersetzung mit der Materie und eine Identifizierung mit dem Projekt sowie ein funktionierendes Zeit- und Selbstmanagement sind unabdingbar.
5. Gesellschaftliche Interessen
Projektarbeit ist immer eng mit den gesellschaftlichen Interessen verknüpft. Projekte zielen drauf, je nach Perspektive, einen gesellschaftlichen Mehrwert zu generieren. Hier sollten verschiedene Anspruchsgruppen und deren Anliegen berücksichtigt werden. So werden beispielsweise beim Bau des neuen Bahnhofes Bern die verschiedenen Anspruchsgruppen, wie die Stadt Bern, die Burgergemeinde, Anwohner und Pendler in das Projekt einbezogen.

Aus den oben beschriebenen Ausführungen geht hervor, dass Projekte gewisse Kriterien erfüllen müssen, damit diese als Projekt definiert werden können. Insbesondere steht die Einmaligkeit, Komplexität und Interdisziplinarität im Vordergrund. Die Arbeiten in Projekten, also folglich das Projektarbeiten weisst besondere Charakteristiken auf, welche das Projektarbeiten auszeichnet.


Quellen:

Drees, J., Lang, C., & Schöps, M. (2014). Praxisleitfaden Projektmanagement (2 Ausg.). München: Carl Hanser Verlag.

Scheuring, H. (2002). Der www-Schlüssel zum Projektmanagement. Orell Füssli Verlag.

Wottreng, S. (2007). Handbuch Handlungskompetenz (6 Ausg.). Oberentfelden: Sauerländer Verlage AG.

Bilder:

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